Liaisons dangereuses

Die Suche nach emanzipatorischen Alternativen in Zeiten der Ungewissheit

100% Theorie
„Age of disaster“ nennt der Kulturphilosoph und Aktivist Lieven de Cauter unsere desaströse Zeit, die von dramatischen Konflikten, wachsender Ungleichheit und der Auflösung letzter Gewissheit geprägt ist. Was müssen wir zuerst retten, wenn auf allen Terrains Liaisons dangereuses unentbehrlich sind?
Im globalen Finanzkapitalismus wird die Kultur kollektiven Teilens marginalisiert, Egoismus und Zerstörung sind die dominierenden Impulse, Verzweiflung und Melancholie die Folgen für den Einzelnen. Die „Melancholia“, sagt der Philosoph Giovanni Leghissa, resultiere aus der Unfähigkeit des Menschen, noch zwischen Ökonomie und Politik zu unterscheiden.
Was stimmt nicht mit der Ökonomie? Die ratio economica macht eine Gesellschaft, die Menschenrechte garantiert und alle gerecht an gesellschaftlichen Gewinnen beteiligt, zum utopischen Projekt. Der Soziologe Erik Olin Wright schlägt gegen derlei abstrakte Spekulationen seine provokanten „Real Utopias“ vor: Bildung für alle, Mindestlöhne und wirklich demokratische Entscheidungsprozesse. Die Konferenz „Liaisons dangereuses: Die Suche nach emanzipatorischen Alternativen in Zeiten der Ungewissheit“ versucht schließlich, einen Raum für community healing, einen Prozess gemeinschaft-licher Heilung und sozialer Gerechtigkeit, zu schaffen, der Wünsche und Hoffnungen ermöglicht (Hector Aristizábal). Auf der anderen Seite tauchen aber auch Phänomene wie Kolonialismus und Rassismus mit großer Vehemenz wieder auf, die von Alanna Lockward neu thematisiert werden, um nach alternativen Widerstands- oder Exitstrategien zu suchen. Wie können Kunstinstitutionen zur Restrukturierung des soziopolitischen Kontexts beitragen? Künstler und Kuratoren aus Nordafrika und Europa werden die Institution als möglichen Raum der Freiheit und Kreativität hinterfragen.
Thematisch an das letztjährige „Truth is concrete – 7-Tage/24-Stunden Marathon-Camp zu künstlerischen Strategien in der Politik und politischen Strategien in der Kunst“ anknüpfend, etabliert der steirische herbst eine international besetzte, kritische Diskursplattform für philosophischen, künstlerischen und politischen Austausch. Um dem Desaster auf den Grund zu gehen, um neue Räume der Freiheit und Praxis zu öffnen. In Form von lectures, round tables und Künstler-Präsentationen werden zentrale Themen wie Teilhabe in postrevolutionären Zeiten und De-Kolonialismus ebenso diskutiert wie neue Politiken der Organisation von Ökonomie und Arbeit.

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Mit Hector Aristizábal (CO), Zdenka Badovinac (SI), Beirut (Sarah Rifky (EG), Jens Maier-Rothe (DE), Antonia Alampi (IT)), Aeron Bergman (US/NO), Ellen Blumenstein (DE), Reinhard Braun (A), Sarah Browne (IR), Lieven De Cauter (BE), Jeannette Ehlers (DK), Luigi Fassi (AT/IT), Marianne Flotron (NL/CH), Zachary Formwalt (NL/US), Sam Gindin (CA), Tue Greenfort (DK), Katerina Gregos (BE/GR), Krist Gruijthuijsen (AT/NL), Marina Grzinic (SI), Núria Güell (ES), Jan Peter Hammer (DE), John Jordan (US/FR), Dimitris Kassimatis (GR), Giovanni Leghissa (IT), Alanna Lockward (DE/DO), Florian Malzacher (DE), Markus Miessen (DE), Saverio Pesapane (IT), Taaniel Raudsepp (Visible Solutions (EE)), Oliver Ressler (A), Joshua Simon (ISR), Jonas Staal (NL), Marina Vishmidt (GB), Wooloo (Martin Rosengaard & Sixten Kai Nielsen (DK)) und Erik Olin Wright (US)

Moderiert von Lieven De Cauter (BE) & Erik Olin Wright (US)
Kuratiert von Luigi Fassi (AT/IT) & Anne Faucheret (AT/FR)

Daten und Fakten

Fr 04/10, 14.30 - 23.00
Sa 05/10, 11.00 - 20.30
So 06/10, 11.00 - 23.00


Ex-Zollamt


Eintritt frei



BusBahnBim


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