Ann Liv Young (US) Sherry Truck

25% Performance 25% Pop 25% Feminismus 25% Therapie

Es gibt wenige Rollen, die Ann Liv Young als Performerin noch nicht auf der Bühne ausprobiert hätte. Nicht immer geht’s dabei explizit zu, aber immer wieder. Sex mit Bühnenpartnern inklusive. Gerne bezieht sie auch die Zuschauer in ihre Arbeiten ein, die sie lustvoll zwischen Pose und Provokation, zwischen Pop und Porn ansiedelt. Was sie jedenfalls zu vermeiden versucht: dass sich das Publikum bei ihren Tiefenbohrungen zur Erforschung von Geschlechterrollen und Stereotypen allzu wohlfühlt.
In den ersten beiden Teilen ihrer neuen Arbeit „Sleeping Beauty“ ist das erst einmal ganz anders. Ann Liv Young nimmt sich darin auf sanfte, verspielte Weise einer Figur aus der Märchenwelt an und untersucht, warum Dornröschen in herkömmlichen Geschichten derart flach und passiv daherkommt. Erst in den Teilen 3 und 4, die im steirischen herbst uraufgeführt werden, verschärft sich die Gangart. Da führt sie mit Mary auch eine ganz neue Persona in ihren schillernden Trashkosmos ein. Eine teuflisch böse dazu.
Damit ist sie das genaue Gegenteil einer weiteren Inkarnation der Performerin – Sherry, einer Südstaatlerin mit breitem Akzent und blondierter Dauerwelle, die es sich irgendwie zur Aufgabe gemacht hat, die Welt mit ihren Therapiemethoden eine Spur gesünder zu machen. 2011 hat Sherry bereits einmal kurz beim steirischen herbst ordiniert, dieses Jahr rückt sie – der weltweite, bühnensprengende Erfolg, der sich inzwischen eingestellt hat, macht’s möglich – gleich mit einem ganzen Therapie-Truck an. Mit dem tourt sie durch die Steiermark, serviert ihren Gästen pinke Caffè Lattes, bietet Maniküren und Pediküren ebenso an wie Einzel- und Paar- „Sherrapien“.

Sleeping Beauty (1-4)
One Night Stands mit Ann Liv Young