Federico León (AR)

Las Multitudes


Do 10/10, Fr 11/10 & Sa 12/10/2013
Helmut-List-Halle


120 Menschen auf der Bühne. Es geht um eine Liebesgeschichte, die so außergewöhnlich wie einfach ist: ein Junge, der ein Mädchen mag, das aber einen anderen liebt und die Alten um Rat fragt. Das generationsübergreifende Ensemble verwandelt diese alltägliche Geschichte in eine Parabel des Lebens, voller Sehnsüchte, Streit und Verführung,  in eine Erzählung über Generationen, über Vergänglichkeit und die Menschheit selbst.

Der argentinischen Autor, Regisseur und Filmemacher Federico León, der mit „Yo en el futuro“, einem raffinierten Generationen-Stück von großer poetischer und bildlicher Kraft, bereits 2009 beim steirischen herbst zu Gast war, beschreibt mit seiner neuen Arbeit „Las Multitudes“ die Geschichte jedes Einzelnen im Miteinander der Vielen.

Rund 100 Darstellerinnen und Darsteller aus Graz und der Steiermark bilden gemeinsam mit dem argentinischen Ensemble diese Menschenmenge, die anonym und unüberschaubar zu sein scheint, sich jedoch nach und nach zu einer Gemeinschaft aus Individuen und Charakteren entwickelt. Ein Kollektiv, das eine Geschichte teilt und so in die Mitte der Erzählung rückt.

Die Darstellerinnen und Darsteller formieren sich auf der Bühne zu Generationengruppen. Die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite, die Alten und die Jungen. Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern und Senioren treten sich gegenüber. Jede Altersgemeinschaft tritt geschlossen auf und präsentiert sich als Einheit. Eine Menschenmenge, die sich selbst organisiert. Angeführt von einem Sprecher, bilden die Individuen einen Chor ihrer jeweils eigenen Generation.


Federico León über das Stück

Ausgangspunkt dieses Projekts war das Bild der 120 Mitwirkenden auf der Bühne von denen jeder einen sehr spezifischen Platz besetzt. Die Herausforderung besteht für mich in dem Versuch, innerhalb dieser Menge unterschiedlicher Menschen einen Konsens herzustellen. Fast so wie hundert verschiedene Instrumente, die die gleiche Melodie spielen. Ich will erreichen, dass sich die Zuschauer am Ende des Abends an die Besonderheit jedes einzelnen der 120 Darsteller erinnern können.

Das Stück spielt in einem neutralen, leeren Raum ohne Bühnenbild, in dem das Publikum eine intime Beziehung zu den Darstellern aufbauen kann. In einigen Szenen spielen die Darsteller Live-Musik. Es gibt Nachtszenen, in denen sich die Figuren mit Kerzen, Taschenlampen und Mobiltelefonen Licht spenden.

Ich sehe dieses Projekt als Sprechtheaterstück mit einigen choreografischen Szenen. Die Menschenmenge arbeitet oft wie ein einzelner Charakter. Wir sehen durchgehend 120 Personen: wütende, versteckte, weinende, tanzende, singende, laufende Menschen. Zu Beginn sind sie zerrissen, entfremdet, überworfen. Im Verlauf des Stückes gelangen sie jedoch zueinander, formieren und integrieren sich in Gruppen. Am Ende des Stückes werden die 120 zu einer einzelnen Figur, eine die die gesamte Menschheit repräsentiert.

Die Masse an Mitwirkenden in „Las Multitudes“ spiegelt aber auch eine zweite Menschenmenge, die sich während der Vorstellung im Raum befindet: das Publikum. Wie auf der Bühne besteht auch die Ansammlung im Zuschauerraum aus Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Die eine Gruppe beobachtet die andere, der Abend ist aber gleichzeitig auch ein Forum des Austausches und der Interaktion dieser beider Gemeinschaften.


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